Facebook blockiert die Forschungsarbeit des Projekts Ad Observer
Facebook steht schon seit längerer Zeit in der Kritik gegen Fake Accounts nicht objektiv bzw. gründlich vorzugehen. Die betrifft vor allem Accounts, auf denen Hasskommentare verbreitet werden. Tatsächlich hat Facebook mit dem Löschen von Fake Accounts sehr viel Arbeit. Allerdings hat Facebook nun die Accounts des unabhängigen Wissenschaftsprogramms Ad Observer gesperrt. Kritiker sehen darin einen Eingriff in die Forschungsarbeit. Hat es die Facebook „Löschtruppe“ hier ein bisschen übertrieben?
Milliarden von Fake-Profilen
Die „Löscharbeiten“ bei Facebook gehen recht gut voran. Die Mitarbeiter, die bei Facebook mit dem Löschen bzw. Sperren von Fake Accounts oder Fake News bzw. Spam- oder Porno-Accounts befasst sind, sind regelrecht im Dauereinsatz. Täglich entfernen die Mitarbeiter von Facebook regelrechte Massen an Fake Accounts. Im vierten Quartal 2020 sollen es rund 1,3 Milliarden Profile gewesen sein. Doch was passiert, wenn nun ein Account gelöscht wird, der nicht unter die Kategorie Fake oder Spam fällt? Das kommt auch nicht selten vor. Allerdings hat ein Fall nun Aufsehen erregt. Denn es handelt sich um die Accounts des unabhängigen Wissenschaftsprogramms Ad Observer.
Die dahinterstehenden Forscher Laura Edelson und Damon McCoy der New York University wollen mit diesem Projekt sogar etwas gegen die Desinformation im sozialen Netzwerk tun. Genauer gesagt wollten die Forscher analysieren, wem Facebook wann welche politischen Anzeigen anzeigt. Es wäre auch nicht so, dass das Projekt erst seit gestern oder vorgestern existiert. Die beiden Forscher arbeiten bereits seit drei Jahren an dem Projekt. Seit 2020 sammelten die beiden Forscher Daten für ihre Auswertung, welche ihnen von Nutzern freiwillig über eine Browser-Erweiterung zur Verfügung gestellt wurden.
Facebook im Visier
Ein Zwischenergebnis hatten die beiden Forscher auch schon: Facebook verfügt über extreme, unzuverlässige Nachrichtenquellen, die zu mehr Interaktionen führen. Analysiert wurden auch politische Anzeigen. Allerdings stellten die Forscher fest, dass im Facebook-Archiv für politische Anzeigen mehr als 100.000 Anzeigen fehlen. Zudem reichten die von Facebook zur Verfügung gestellten Daten nicht aus die Verbreitung von Falschinformationen zu verschiedenen Themen zu untersuchen.
Fühlt sich Facebook durch die nun veröffentlichen, von den Forschern selbst gesammelten Daten, „auf die Füße getreten“? Die Sperrung der Accounts des Forschungsprojekts bedeutet dessen Ende. Das Gespräch habe man nicht gesucht sagen die Forscher, die Accounts wurden einfach gesperrt. Darüber hat Facebook die Projketleiter über eine automatisierte Email informiert.
Facebook wirft Forschern unerlaubte Mittel zur Datensammlung vor
Facebook hat nachdem die Forscher an die Öffentlichkeit gegangen sind, inzwischen eine Stellungnahme abgegeben. Die Begründung für die Löschung der Accounts wurde damit begründet, das die Forscher unerlaubte Mittel verwendet hätten, um auf Daten zuzugreifen und diese zu sammeln. Facebook käme mit der Sperrung der Accounts einer Anordnung der Federal Trade Commission (FTC) nach und will die Privatsphäre seiner Nutzer schützen. Die FTC bezeichnet dies als „unzutreffend“.
Die Forscher werfen Facebook vor den Aspekt der Privatsphäre als Vorwand genutzt zu haben, um Forschungen zu unterdrücken, die das Unternehmen als „unbequem“ ansieht und will sich nur selbst vor Kontrolle schützen und davor Rechenschaft ablegen zu müssen. Die Forscher nahmen hierzu ausführlich in einem Artikel der New York Times Stellung, der vor kurzem erschien.